About

Über die EPF

Die Europäische Psychoanalytische Föderation (EPF) ist ein Zusammenschluss von 43 psychoanalytischen Gesellschaften, die der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA) angehören und hauptsächlich in der europäischen Region angesiedelt sind, allerdings liegen einige geografisch außerhalb Europas. Auf den ersten Blick mag diese Zusammensetzung seltsam erscheinen, aber der Grund dafür liegt nicht nur in den Strukturen der IPA, sondern auch in einem Verständnis der europäischen Kultur. Autoren wie Edmund Husserl oder Jorge Semprun vertraten die Auffassung, dass die Idee von Europa extraterritorial ist und eher eine geistige Gestalt aufweist. In diesem Sinne ist der Grundcharakter der EPF von dialogischer Natur, was die Anerkennung von Unterschieden innerhalb ihrer eigenen Organisation einschließt. Es ist genau dieser dialogische Charakter der EPF, der ihre Einheit bewahrt.

Die EPF hat eine interne Beziehung zur IPA insofern, als alle Einzelmitglieder der Mitgliedsgesellschaften der EPF der IPA angehören. Es gibt jedoch zwei wichtige Aspekte, die die EPF von der IPA unterscheiden:

- die IPA ist eine Organisation von Einzelmitgliedern, während die EPF sich ausschließlich aus psychoanalytischen Gesellschaften zusammensetzt. Natürlich und nichtsdestoweniger gehören alle Einzelmitglieder über ihre Mitgliedsgesellschaften der EPF an.

- Die IPA ist eine politische Vereinigung und regelt die Ausbildungsstandards, während die EPF ein wissenschaftlicher Verband ist. Ihr Ziel ist es, als Forum für den gegenseitigen wissenschaftlichen Austausch der europäischen Psychoanalytiker:innen zu dienen - um die Psychoanalyse, wie sie von Sigmund Freud begründet wurde, zu erhalten, aber auch weiterzuentwickeln und zu fördern.

Die EPF kann auf eine über 50-jährige Geschichte zurückblicken. Sie begann mit einem Vorspiel in den Jahren zwischen 1945 und 1964. In dieser Zeit musste die europäische Psychoanalyse nach ihrer fast vollständigen Zerstörung als Folge des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut werden. Neben anderen Fragen war das Thema der psychoanalytischen Aus- und Weiterbildung in Europa bereits ein zentrales Thema in allen sich umstrukturierenden und neu entstehenden Gesellschaften. Die erste Konferenz über Ausbildungsstandards fand 1960 in Amsterdam statt. Nach einer Vorbereitungszeit zwischen 1964 und 1965 erstreckte sich die Gründungsphase über fast drei Jahre zwischen 1966 und 1969. Die EPF wurde 1966 auf einer Eröffnungssitzung in Paris gegründet, bei der es sich um eine Ausbildungskonferenz handelte. In den Jahren bis 1969 wurde die notwendige Organisationsstruktur, einschließlich einer Satzung, erarbeitet, und am 28. Juli 1969 fand in Rom eine Generalversammlung der EPF statt, auf der die Satzung ratifiziert wurde. Zwei Tage später, am 30. Juli 1969, wurde die Europäische Psychoanalytische Föderation auf einer Geschäftssitzung der IPA in Rom formell und ohne Vorbehalt angenommen.

Seit dieser Zeit hat sich die EPF erheblich weiterentwickelt. Es würde den Rahmen dieser Einführung sprengen, die gesamte Geschichte im Detail darzustellen. Vielmehr sollen einige entscheidende Errungenschaften hervorgehoben werden. Es gab Phasen der Krise, gefolgt von Phasen des Überlebens. Dennoch wurde das Jahr 2000 sehr wichtig. Ohne alle früheren Bemühungen und wissenschaftlichen Beiträge zu vernachlässigen, brachte das Millennium eine neue Wissenschaftspolitik mit einer Zehnjahres-Wissenschaftsinitiative. Dieses Projekt führte zu einer neuen Art von Konferenzen mit einer viel breiteren Beteiligung von Psychoanalytiker:innen am wissenschaftlichen und klinischen Austausch. Es wurden verschiedene Gruppenstrukturen gebildet, d. h. Ad-hoc-Gruppen, Foren und forschungsorientierte Arbeitsgruppen (engl.: Working Parties). Ziel war nicht nur, einen Raum für den wissenschaftlich-klinischen Austausch zu bieten, sondern auch eine solide Struktur für wissenschaftliche psychoanalytische Veröffentlichungen zu schaffen.

Außerdem setzten die in den vergangenen Jahren gegründeten klinischen Arbeitsgruppen ihre Arbeit fort und wurden in die Struktur integriert.

Diese Atmosphäre des klinischen Austauschs und der wissenschaftlichen Arbeit in verschiedenen Formen ist bis heute entscheidend und charakteristisch für die EPF, und sie hat auch andere Regionen der IPA, wie Nord- und Lateinamerika, und die Form der IPA-Kongresse stark beeinflusst.

Eine weitere wichtige Entwicklung war die Integration der osteuropäischen psychoanalytischen Gesellschaften in die EPF. Begonnen hatte dies mit der Gründung des Psychoanalytischen Instituts für Osteuropa (PIEE) durch die EPF in Verbindung mit der IPA. Das Institut wurde in das Europäische Psychoanalytische Institut (EPI) umgewandelt, das im Juli 2023 zu Ende ging. Dieses Ende bedeutet jedoch nicht, dass alle integrativen Arbeiten bereits abgeschlossen sind. Aber die osteuropäischen psychoanalytischen Gesellschaften haben sich in der Zwischenzeit glücklicherweise so entwickelt, dass sie die psychoanalytische Ausbildung autonom weiterführen können. Nichtsdestotrotz wird die EPF weitere Hilfe leisten, indem sie Seminare und Konferenzen anbietet, an denen Analytiker:innen in Ausbildung aus allen Regionen Europas teilnehmen.

Ein entscheidender Schritt wurde auch im Jahr 2015 gemacht, als das bis dahin "nomadische Leben" der EPF ein Ende fand. Bis zu diesem Jahr mussten alle großen und kleinen Konferenzen der EPF in ständig wechselnden Städten Europas organisiert werden. Doch im Jahr 2015 erwarb die EPF einen 400 Quadratmeter großen Raum in Brüssel, der nun den europäischen Analytiker:innen zur Verfügung steht und der als EPF-Haus bezeichnet wird. Hier hält die EPF mehrere ihrer kleinen Konferenzen ab, zu denen sie nicht nur Gruppen europäischer Analytiker:innen, sondern auch Gruppen aus anderen Regionen der IPA und interessierte Universitätsstudent:innen einlädt.

Das wissenschaftliche Leben der EPF ist heute durch die folgenden Aktivitäten gekennzeichnet:

  • Die jährlichen Konferenzen, die auch für interessierte Gäste zugänglich sind, finden in wechselnden Städten in Europa statt.
  • Im Zusammenhang mit den jährlichen Konferenzen gibt die EPF das jährliche EPF-Bulletin heraus, das alle Hauptvorträge und ausgewählte andere Präsentationen der Konferenz enthält. Das Bulletin ist eine reichhaltige Quelle für das wissenschaftliche Leben und dient auch als wertvolles Archiv für die EPF.
  • Die hauptsächlich internen, jährlichen Konferenzen im Haus der EPF, wie das Newly Qualified Analysts Seminar (NQAS), das Newly Qualified Training Analysts Meeting (NQTAM), das Forum on Education, aber auch die European Psychoanalytic Conference for University Students (EPCUS).
  • Die Organisation von Symposien, in denen Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker ein bestimmtes Thema mit Schnittstellen zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen bearbeiten. Nach einem ersten Symposium in Berlin 2015 zum Thema "Psychoanalyse im Jahr 2025" organisierte die EPF im Jahr 2022 ein "Symposium über Zeit" im Haus in Brüssel. Neben Psychoanalytikern hielten auch ein Physiker, ein Neurowissenschaftler und ein Historiker Vorträge, die im Dialog mit Psychoanalytiker:innen diskutiert werden konnten. Das EPF-Haus bietet die Möglichkeit, diese Art von Symposien auch in Zukunft fortzusetzen, und sie werden neben der internen Entwicklung der Psychoanalyse auch dazu dienen, die Sichtbarkeit der Psychoanalyse in der internationalen wissenschaftlichen Welt und in der Öffentlichkeit zu erhöhen und zu sichern.

Auf unserer Website laden wir Sie ein, mehr über die aktuellen wissenschaftlichen Aktivitäten der EPF und ihrer Mitgliedsgesellschaften zu erfahren. Als Mitglied einer EPF- oder IPA-Gesellschaft haben Sie Zugang zu allen Artikeln des EPF-Bulletins der letzten Jahre. Wenn Sie registriert sind, können Sie mehr über die internen Strukturen der EPF und auch über ihre Verbindung zur IPA erfahren. Unsere Website dient dem Ziel, über die aktuellen Aktivitäten der EPF zu informieren sowie einen gegenseitigen Austausch zwischen den Mitgliedsgesellschaften und ihren einzelnen Mitgliedern zu ermöglichen, wobei wir die Geschichte der EPF stets im Auge behalten und gleichzeitig einen Blick auf ihre möglichen Projekte in der Zukunft werfen.

Dr. Heribert Blass, EPF-Präsident